Die Rumba-Therapie

Di 03.10. (18 und 20 Uhr) /Do 05.10. (17:30) / So 08.10. (13:00)

Die Rumba-Therapie

Frankreich 2022; Regie: Frank Dubosc; Darsteller*innen: Franck Dubosc, Louna Espinosa, Marie-Philomène Nga, Jean-Pierre Darroussin, Michel Houellebecq; FSK ab 6; 102 Minuten

Tony ist Mitte 50 sieht sich absolut als Einzelgänger – und zu Höherem berufen. Denn während er in der ersten Tageshälfte mit einem Schulbus quer durch den Speckgürtel der französischen Metropole Paris gurkt, träumt er in der zweiten Tageshälfte davon, nach Amerika auszuwandern und dort grenzenlose Freiheit zu genießen. Mit einem Herzinfarkt platzt Tonys Traum. Sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusster als je zuvor, will er endlich seine Tochter Maria kennenlernen. Ihre Mutter ließ er damals noch vor Marias Geburt sitzen. Mittlerweile arbeitet die Tochter als Tanzlehrerin. Also schreibt sich Tony kurzerhand unter falschem Namen für einen ihrer Rumba-Kurse ein. Doch Maria nimmt in ihren Kurs nicht jeden auf. Talent ist gefragt! Mit seiner Nachbarin Fanny trainiert Tony Tag und Nacht Hüftschwünge, Leidenschaftsposen und Cha-Cha-Rhythmen und ergattert sich einen Platz in Marias Rumba- Klasse. Doch so einfach lassen sich Jahre der Enttäuschung nicht wieder wettmachen

Das Land meiner Träume (Mi pais imaginario)

Di 26.9. (18 und 20 Uhr) / Do 28.9. (17:30) / So 1.10. (13:00)

Chile/Frankreich 2022; Regie: Patricio Guzmán; Dokumentarfilm; spanische OmdU; 83 Minuten

Eines Tages und ohne Vorwarnung brach eine Revolution aus. Es war das Ereignis, auf das der Dokumentarfilmer Patricio Guzmán sein ganzes Leben lang gewartet hatte: anderthalb Millionen Menschen auf den Straßen von Santiago de Chile, die Gerechtigkeit, Bildung, Gesundheitsversorgung und eine neue Verfassung forderten, welche die strengen Regeln ersetzen sollte, die dem Land während der Militärdiktatur Pinochets auferlegt worden waren.

Mi pais imaginario zeigt aufwühlende Aufnahmen von Protesten an vorderster Front und Interviews mit engagierten Aktivistenführer*innen und stellt auf eindrucksvolle Weise eine Verbindung zwischen der komplizierten und blutigen Geschichte Chiles, den aktuellen revolutionären sozialen Bewegungen und der Wahl eines neuen Präsidenten her. „Wie war es möglich, dass ein ganzes Volk siebenundvierzig Jahre nach Pinochets Putsch in einem so genannten sozialen Aufstand erwachte, einer richtiggehenden Rebellion, gar einer Revolution? Für mich war es ein Rätsel. Also ging ich diesem Geheimnis nach und filmte, wie es sich auf die Stimmung, die Luft, die Emotionen und Gefühle der Menschen in meinem Land auswirkte.“ (P.Guzmán)

Luanas Schwur

Di 19.9. (18 und 20 Uhr) / Do 21.9. (17:30) / So 24.9. (13:00)

Albanien/Deutschland 2021; Regie: Bujar Alimani; Darsteller*innen: Rina Krasniqi, Kasem Hoxha, Nik Xhelilaj, Shkurte Sylejmani; FSK: ab 16; 120 Minuten

Ein Dorf in den albanischen Alpen Ende der 50 er Jahre. Dorthin flohen Agim und seine Eltern, weil sie als Intellektuelle galten. Der Diktator Enver Hoxha verschärft drastisch sein sozialistisches Regime und Agim und seine Eltern planen die Flucht nach Deutschland. Mitkommen soll Luana, ein Mädchen aus dem Dorf. Agim hat ihr Lesen und Schreiben beigebracht und sich in sie verliebt. Doch Luanas Vater hat bereits einen Ehemann für sie ausgesucht und die Tochter ist bereit, die Rolle anzunehmen, die die Tradition für sie vorsieht.

Aber am Hochzeitstag tötet der Bräutigam im Streit den Vater. Luana will diesen Mörder nicht zum Mann nehmen. Aber es gibt nur einen Weg, sie von der versprochenen Ehe freizusetzen: Sie wird zur Burrnesha, zur Schwurjungfrau. Sie wird Freiheit finden, indem sie als Mann lebt, auf die Liebe und Ehe verzichtet.

Sie schneidet sich die Haare, trägt eine Männerjacke, nimmt ein Gewehr zur Hand. Ihr Handeln ist nun von einer Gradlinigkeit und Freiheit, einer schmerzlich radikalen Freiheit, wie ein Schritt ins Kloster. Eine Freiheit, die es nur durch Entsagung gibt.

Till – Kampf um die Wahrheit

Di 12.9. (18 und 20 Uhr) / Do 14.9. (17:30) / So 17.9. (13:00)

USA 2022; Regie: Chinonye Chukwu; Darsteller*innen: Danielle Deadwyler, Jalyne Hall, Whoopi Goldberg; FSK: ab 12; Prädikat: besonders wertvoll; 132 Minuten

Mamie Till Mobley lebt mit ihrem 14-jährigen Sohn Emmett, genannt Bo, im Chicago der 1950er Jahre. Rassentrennung ist allgegenwärtig, aber im aufgeschlossenen Norden der USA für die schwarze Bevölkerung weniger eine Gefahr als im Süden des Landes. Als Bo allerdings in einem Sommer zu Onkel und Tante nach Mississippi fährt, kommt es, wie es kommen muss. Ein scheinbar unschuldiger Austausch mit einer weißen Frau macht ihn zur Zielscheibe der dort lebenden Weißen, die ihn entführen, foltern und schließlich ermorden.
Die Regisseurin Chukwu nimmt sich Zeit, das Thema sorgsam aufzubauen. Ohne viel Vorwissen über die amerikanische Rassentrennung vorauszusetzen, schafft sie eine große Nähe zu den durchweg schwarzen Hauptfiguren und deren schier endlose Fallhöhe. Man durchlebt mit Mamie und den sie umgebenden Menschen die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, die Überheblichkeit der Weißen, deren blinden Hass, die Hilflosigkeit der Opfer. Es geht um nichts weniger als Leben und Tod, daran lässt der Film keinen Zweifel. Nicht einmal wechselt er in die Perspektive der Männer, die Bo nach einem unschuldigen Kompliment an eine weiße Verkäuferin einen Denkzettel verpassen, der zum Funken wird für die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung.

Im Taxi mit Madeleine

Di 5.9. (18 und 20 Uhr) / Do 7.9. (17:30) / So 10.9. (13:00)

Im Taxi mit Madeleine (Une belle course)

Frankreich 2022; Regie: Christian Carion; Darsteller*innen: Line Renaud, Dany Boon, Alice Isaaz; 91 Minuten

Es ist ein Tag wie jeder andere für Charles, der als Taxifahrer in Paris unterwegs ist. Bis er die 92-jährige Madeleine abholt, die er in ein Seniorenheim bringen soll. Aber die Fahrt dauert länger, als gedacht, weil Madeleine einige Orte ihrer Vergangenheit wiedersehen will. Charles, anfangs verärgert und mürrisch, fährt los. Mit jedem Stopp entfaltet sich die erstaunliche Vergangenheit von Madeleine und es gibt Rückblicke auf ihr Leben in den 1940er, 1950er und1970er Jahren.
Charles ist zunehmend von ihren Geschichten betroffen. Er erzählt ihr seinerseits von seinen Nöten und Madeleine mit ihrem Sinn für Humor und ihrer Lebensklugheit hat den einen oder anderen Rat für Charles. Was wie eine normale Taxifahrt beginnt, wird zu einem tiefgründigen Abenteuer, wie das Leben selbst und wird zu einer Fahrt in die Vergangenheit, die in der Gegenwart ankommt und zwei Menschen zusammenbringt.

Vamos a la playa

Di 29.8. (18 und 20 Uhr) / Do 31.8. (17:30) / So 3.9. (13:00)

Vamos a la playa

Deutschland 2022; Regie: Bettina Blümner; Darsteller*innen: Leonard Schleicher, Victoria Schulz, Maya Unger; FSK: ab 16; 94 Minuten

Nach ihrem Kultfilm Prinzessinnenbad erzählt Bettina Blümner im tragikomischen Roadmovie Vamos a la playa von drei deutschen Freundinnen in Kuba. Auf der Suche nach Spaß, Selbstbestimmung, Liebe und Lust müssen sie sich der unbequemen Frage stellen – wie mit den eigenen Privilegien umgehen? Die Studentinnen Benjamin, Katharina und Judith reisen nach Kuba, um Katharinas abgetauchten Bruder Wanja zu finden. Doch dieses Vorhaben wird schnell zur Nebensache – Katharina sucht nach sexuellen Abenteuern, für die sie auch bereit ist zu zahlen, Benjamin nach echter Liebe und Judith will eigentlich gar keine Beziehung. Als der kubanische Tanzlehrer Ignacio auftaucht und die Dreierkonstellation durcheinander wirbelt, verstricken sich alle immer tiefer in emotionalen Widersprüchen, sexuellen Begierden und aufrichtigen Gefühlen. Zunehmend kollidieren zudem die klischeehaften Projektionen der westlichen Tourist*innen mit der komplexen Realität wirtschaftlicher Ungleichheit auf der Insel.

Der vermessene Mensch

Der vermessene Mensch

Deutschland 2022; Regie: Lars Kraume; Darsteller*innen: Peter Simonischek, Leonard Scheicher, Girley Jazama; FSK: ab 12; 116 Min.

Lars Kraume widmet sich in seinem neuen Spielfilm einem bislang stark unterbelichteten Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte: dem Völkermord an den Herero und Nama. Im Rahmen der Deutschen Kolonialausstellung reisen Vertreter*innen der Herero und Nama aus der Kolonie Deutsch-Südwestafrika nach Berlin in der Hoffnung, mit dem Kaiser über ihre schwierige Lage sprechen zu können. Stattdessen werden sie einem sensationsgierigen Publikum wie Zootiere vorgeführt – und von Wissenschaftlern untersucht und vermessen wie wissenschaftliche Objekte. Der Doktorand Alexander Hoffmann steht der gängigen Theorie, dass schwarze Menschen intellektuell unterlegen sind, skeptisch gegenüber, zumal als er Kezia Kambazembi kennenlernt, die Dolmetscherin der Herero.
Als wenig später in der Kolonie ein Aufstand der Herero und Nama niedergeschlagen wird und im Auftrag des Kaisers ein gnadenloser Vernichtungskrieg beginnt, begleitet Hoffmann für das Völkerkundemuseum die deutsche Armee, um relevante Artefakte zu sammeln. Insgeheim sucht er aber auch nach Beweisen für seine These – und hofft auf ein Wiedersehen mit Kezia. Doch das brutale Vorgehen der Soldaten und die Allgegenwart rassistischer und menschenverachtender Strukturen und Ideologien gehen an ihm nicht spurlos vorbei. Auch mit seinem anfänglichen Empathievermögen und seiner Weitsicht kann er Gräueltaten nicht verhindern.

Tár

Di 15.8. (18 und 20 Uhr) / Do 17.8. (17:30) / So 20.8. (13:00)

Tár

USA 2022; Regie: Todd Field; Darsteller*innen: Cate Blanchett, Noémie Merlant, Nina Hoss, Sophie Kauer, Julian Glover, Allan Corduner, Mark Strong; FSK: ab 6; 158 Minuten

Lydia Tár ist ein Weltstar: Dirigentin der Boston Symphoniker war sie ebenso wie der New York Philharmoniker, hat einen Emmy, einen Grammy, einen Oscar und einen Tony gewonnen, war Leonard Bernstein Protegé und dirigiert nun seit Jahren die Berliner Philharmoniker.
Und wie ein Weltstar verhält sie sich auch: Charmant, aber auch mit unverhohlener Arroganz gegenüber ihrem Mäzen oder ihrer Assistentin.
In Berlin (wo große Teile des Films gedreht wurden) lebt Lydia zusammen mit Sharon, der ersten Violine bei den Philharmonikern und ihrer Tochter Petra. Ein perfektes Leben so scheint es, bald steht die Aufnahme von Mahlers 5. Symphonie an, ein langgehegter Traum von Lydia, doch dunkle Wolken ziehen auf.
In den sozialen Medien tauchen Vorwürfe auf, eine junge Musikerin, mit der sie eine Affäre hatte, hat sich das Leben genommen. Online, aber auch in ihrer Funktion als Dozentin wird Lydias Verhalten zunehmend kritisch betrachtet, vor allem von jüngeren Menschen, die mit anderen Wertmaßstäben aufgewachsen sind. Doch die Kritik lässt Lydia Tár kalt, im Gegenteil: Als die junge russische Cellistin Olga vorspielt und engagiert wird, scheint Lydia ein neues Objekt der Begierde gefunden zu haben – oder ein neues Opfer.
Todd Field hat das Drehbuch nur für Blanchett geschrieben – hätte sie nein gesagt, hätte er das Projekt gestoppt. Und für Cate Blanchett war die Rolle nach eigener Aussage die bisher größte Herausforderung ihrer Karriere.
Tár ist ein Film, der von der ersten bis zur letzten Minute durchkomponiert und choreografiert ist, mit kühlen Bildern und einem elliptischen Erzählrhythmus. Ein Meisterwerk, ein Film, so bildgewaltig und übergroß, wie es ihn nur alle paar Jahre geben kann.

Die Fabelmans

Di 8.8. (18 und 20 Uhr) / Do 10.8. (17:30) / So 13.8. (13:00)

Die Fabelmans

USA 2022; Regie: Steven Spielberg; Darsteller*innen: Gabriel LaBelle, Michelle Williams, Paul Dano, Seth Rogan, Judd Hirsch; FSK: ab 12; Prädikat: besonders wertvoll; 151 Minuten

Mit Die Fabelmans erzählt Meisterregisseur Steven Spielberg anhand der fiktiven Fabelmans seine Familiengeschichte.
Sammy wächst in einem Mittelklassehaushalt auf, in dem Wärme und Optimismus herrschen. Vater Burt ist ein erfolgreicher Ingenieur, Mutter Mitzi gab ihre Karriere als Pianistin auf, als das erste Kind kam. Eine vergnügte Exzentrik hat sie sich bewahrt. Der Vater Techniker, die Mutter Künstlerin: Das wird ein zweifaches Erbe für den späteren Filmemacher sein.
Als Kind wird Sammy von seinen Eltern das erste Mal ins Kino mitgenommen. Fasziniert von dem, was auf der Leinwand passiert, hat Sammy von nun an nur noch einen Wunsch: Er will selbst Filme drehen, will die Menschen verzaubern, erstaunen, begeistern. Er sammelt Erfahrungen hinter der Kamera und am Schneidetisch und dreht mit seinen Pfadfinderfreunden Western und Kriegsfilme. Auch lernt er, dass er Verantwortung trägt für die Gefühle, die ein Mensch in den Menschen freisetzt, die sich auf der Leinwand erkennen.
Die Fabelmans ist ein fantastisches Erzählkino, das auch das bisherige Werk Spielbergs noch einmal in neuem Licht erscheinen lässt.

Im Westen nichts Neues

Di 1.8. (18 und 20 Uhr) / Do 3.8. (17:30) / So 6.8. (13:00)

Im Westen nichts Neues

Deutschland 2022; Regie: Edward Berger; Darsteller*innen: Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Aaeon Hilmer, Moritz Klaus; FSK: ab 16; 120 Minuten

Im Westen nichts Neues erzählt die ergreifende Geschichte eines jungen deutschen Soldaten an der Westfront im Ersten Weltkrieg. Paul und seine Kameraden erleben am eigenen Leib wie sich die anfängliche Kriegseuphorie in Schrecken, Leid und Angst umkehrt, während sie in den Schützengräben verzweifelt um ihr Leben kämpfen.
Der Film von Regisseur Edward Berger basiert auf der berühmten, gleichnamigen Buchvorlage von Erich Maria Remarque. Geprägt von seinen eigenen Erfahrungen als blutjunger Soldat im Ersten Weltkrieg, schrieb Erich Maria Remarque sein ganzes Leben gegen das Morden in den Schützengräben an. Die klare pazifistische und antimilitaristische Haltung des deutschen Schriftstellers findet sich auch in den bisherigen Adaptionen seines berühmten Werkes Im Westen nichts Neues wieder. Der Film wurde mit vier Oscars und neun Lolas prämiert.