Was Dein Herz Dir sagt – Adieu, ihr Idioten!

Di 17.1. (18 und 20 Uhr) / Do 19.1. (17:30) / So 22.1. (13:00)

Frankreich 2020; OT: Adieu les cons; Regie: Albert Dupontel; Darsteller*innen: Virginie Efira, Albert Dupontel, Nicolas Marié, Jackie Berroyer, Philippe Uchan; FSK: ab 16; 87 Minuten

Als ihr ein Arzt schonungslos erklärt, wie wenig Lebenszeit ihr noch bleibt, ist die 43-jährige Suze Trappet schnell aus dem Behandlungszimmer verschwunden. Sie beschließt, sich endlich auf die Suche nach ihrem Sohn zu machen, den sie als Jugendliche auf Druck ihrer Eltern weggeben musste.
Sie wird begleitet von JB, einem 50-jährigen Computernerd, der unter Burn-Out leidet und einen Suizidversuch verpasst hat. Unterstützt wird sie außerdem von dem blinden, aber begeisterungsfähigen Archivar Serge Blin. Dieses ungleiche Trio begibt sich auf eine ebenso unwahrscheinliche wie spektakuläre Suche nach Suzes Sohn, während es selbst von der Polizei gejagt wird.

Albert Dupontel, der in Frankreich so populäre Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller, schrieb sich die Rolle des gefühlsgehemmten JB selbst auf den Leib. Die Filmbranche reagierte begeistert, insgesamt sechs Césars waren der Lohn, darunter Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Kamera.

Alle reden übers Wetter

Di 10.1. (18 und 20 Uhr) / Do 12.1. (17:30) / So 15.1. (13:00)

Deutschland 2022; Regie: Annika Pinske; Darsteller*innen: Anne Schäfer, Anne-Kathrin Gummich, Judith Hofmann, Marcel Kohler, Max Riemelt, FSK: ab 12; Prädikat besonders wertvoll; 89 Minuten

Die 39-jährige Philosophiedoktorandin Clara lebt in einer Kreuzberger WG, ihre Teenager-Tochter wohnt bei ihrem Ex. Clara hat ein heimliches Verhältnis mit einem ihrer Studierenden. Beruflich bestärkt und betreut wird sie von ihrer souveränen Doktormutter Margot. Als Clara zum Geburtstag ihrer Mutter die mecklenburgische Provinz besucht, aus der sie stammt, hat sie mit dem Stolz, den Erwartungshaltungen, aber auch mit der Ablehnung der Familie und ehemaliger Weggefährten zu kämpfen. Ihr wird bewusst, wie weit sie sich auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben von ihren Wurzeln entfernt hat. Und vielleicht entfernen musste. Denn Heimatgefühl kann sich ändern.
Annika Pinskes leises Drama studiert Vertrautheit und Fremdeln, Libertät und Zwang, Provinz und Stadt. Durch sensibles Spiel mit vielen Zwischentönen macht ein herausragender, dialektfester Cast sowohl die Atmosphäre im universitären Umfeld Berlins als auch die auf der ländlichen Familienfeier erlebbar. Ohne den Unibetrieb und das Dorf plump vorzuführen, legt Alle reden übers Wetter den Finger in die Wunden, erzählt von Klassismus, von Falsch- und Nichtkommunikation, von unterschiedlichen Lebens- und Geschlechterkonstruktionen, Generationenkonflikten und von Mutterschaft.

Corsage

Di 20.12. (18 und 20 Uhr) / Do 22.12. (17:30) / So 25.12. (13:00)

Corsage

Deutschland/Österreich/Frankreich/Luxemburg 2022; Regie: Marie Kreutzer; Darsteller*innen: Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Katharina Lorenz; FSK: 12; 113 Minuten

Weihnachten 1877: Es ist der 40. Geburtstag von Kaiserin Elisabeth von Österreich. In ihrer Rolle als Repräsentantin an der Seite ihres Mannes Kaiser Franz Joseph darf sie keine Meinungen äußern, sondern muss für immer die schöne junge Kaiserin bleiben. Um dieser Erwartung zu entsprechen, hält sie an einem rigiden Plan aus Hungern, Sport, Frisieren und täglichen Messungen der Taille fest. Doch Elisabeth ist eine wissbegierige und lebenshungrige Frau, deren Widerstand gegen das überlebensgroße Bild ihrer selbst wächst und die nicht länger in einem höfischen Korsett leben will.

In den beliebten Heimatfilmen der 1950er Jahre wurde Sissis Biografie zu gefälligem Kitsch verarbeitet, die Ehe mit Kaiser Franz-Joseph I. in einem romantisch-verklärten Licht präsentiert. Marie Kreutzers Interpretation kommt der historischen Figur wesentlich näher als das alljährliche weihnachtliche Fernsehprogramm. Das Historiendrama konzentriert sich auf Kaiserin Elisabeth als Frau im Alter von 40 Jahren, was der damaligen durchschnittlichen Lebenserwartung entspricht. Für eine Frau, der in ihrer Position einzig die Funktion zukommt zu bezaubern, die einzig über ihre Schönheit an Einfluss gewinnen kann, kommt das Prädikat „alt“ einer Verurteilung gleich.

Wie im echten Leben

Di 13.12. (18 und 20 Uhr) / Do 15.12. (17:30) / So 18.12. (13:00)

Wie im echten Leben (Ouistreham)

Frankreich 2021; Regie: Emmanuel Carrère; Darsteller*innen: Juliette Binoche, Hélène Lambert, Léa Carne; FSK: 6; 107 Minuten

Die renommierte Schriftstellerin Marianne beginnt ein Doppelleben auf Zeit. Sie gibt allen Komfort der Pariser Kulturelite auf und reist in die nordfranzösische Hafenstadt Caen. Im Jobcenter gibt sie vor, nach einer Scheidung jede Stelle anzunehmen – egal wie schmutzig sie sich die Hände macht. Ihr eigentlicher Plan: Sie will eintauchen in ein Leben zwischen Plackerei und Geldknappheit, zwischen Alles geben und Nichts bekommen, und ein Buch schreiben über die starken Persönlichkeiten, die diese Welt auf ihren Schultern tragen. Ihren Job als Putzfrau behält sie nicht lange, ihr wird schnell gekündigt. Doch sie erfährt die überwältigende Unterstützung von den Frauen, die stahlharte Putzprofis sind und echte Freundschaft können. Besonders mit der taffen Christèle, die sich allein mit drei Kindern durchs Leben schlägt, freundet sie sich an. Mit ihr sowie Marilou und Justine verbindet Marianne bald eine so tiefe Freundschaft, dass ihre wahre Identität zum größten Problem wird. Mit allen Tricks versucht sie, ihr komfortables Künstlerleben vor ihren Freundinnen zu verbergen. Doch irgendwann hat Marianne genug Material für ihr Buch zusammen und es ist Zeit, ihr wahres Gesicht zu zeigen.

Wie im echten Leben basiert auf den Undercover-Erfahrungen der französischen Journalistin Florence Aubenas, in denen sie aufzeigt, was es bedeutet, am unteren Ende zu leben, schwere Arbeit für wenig Geld zu machen. Ein eindringliches Sozialdrama, angesiedelt auf einem schmalen Grat zwischen Fiktion und Dokumentation.