September 5

Di 27.5. (18 und 20 Uhr) / Do 29.5. (17:30) / So 1.6. (13:00)

September 5

Deutschland 2024; Regie: Tim Fehlbaum; Darsteller*innen: John Magaro, Peter Sarsgaard, Leonie Bensch, Ben Chaplin, Zinedine Soualem; FSK: o. A.; 91 Minuten

München, 5. September 1972, zehnter Wettkampftag der Olympischen Sommerspiele. Erstmals seit 1936 wieder in Deutschland, sollten es die „heiteren Spiele“ werden und der Welt das Bild eines neuen, liberalen Deutschlands vermitteln. Doch um 4.40 Uhr hört die Frühschicht des amerikanischen Senders ABC Schüsse aus dem nahegelegenen Olympischen Dorf. Eine Gruppe palästinensischer Terroristen hat elf Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Gegen den Widerstand der eigenen Nachrichtenabteilung berichtet das ABC-Sports-Team live über die 21-stündige Geiselnahme.

Erzählt wird die Geschichte von Geoff, einem jungen, ehrgeizigen Producer, der sich bei seinem Chef, dem legendären Roone Arledge, beweisen will. Mit Hilfe der deutschen Dolmetscherin Marianne übernimmt Geoff unerwartet die Leitung der Live-Sendung. Während die Zeit drängt, widersprüchliche Gerüchte die Runde machen und das Leben der Geiseln auf dem Spiel steht, muss Geoff schwierige Entscheidungen treffen und sich mit seinem eigenen moralischen Kompass auseinandersetzen. Wie soll man über eine solche Situation berichten, wenn die Täter die mediale Aufmerksamkeit für ihre Zwecke nutzen?

Riefenstahl

Di 20.5. (18 und 20 Uhr) / Do 22.5. (17:30) / So 25.5. (13:00)

Riefenstahl

Deutschland 2024; Dokumentarfilm; Regie: Andres Veiel; Produzentin: Sandra Maischberger; FSK: ab 12; 115 Minuten

Andreas Veiel untersucht anhand von neuem Material aus den Archiven und dem Nachlass Leni Riefenstahls die komplexe Beziehung der aufgrund ihrer ästhetischen Fähigkeiten gefeierten Filmemacherin und Inszenatorin von Nazi-Propaganda zum Hitler-Regime. Dabei pendelt er zwischen ihrer verklärten Darstellung und belastenden Beweisen für ihr Wissen über die Gräueltaten des Regimes. Riefenstahl selbst hat nach Kriegsende immer abgestritten, mit der menschenfeindlichen Ideologie der Nazis jemals sympathisiert zu haben. Doch nach ihrem Tod 2003 offenbarte ihr Nachlass endlich ein differenzierteres Bild Riefenstahls.

Wie ein Puzzle setzt der Film die Biografie von Riefenstahl zusammen und fordert die Zuschauenden zur aufmerksamen und kritischen Beobachtung heraus. Riefenstahls Lügen werden durch geschickte Montage aufgezeigt. Wenn sie etwa in einem Interview sagt, in Triumph des Willens gebe es keine Rassenideologie, enttarnt ein Filmausschnitt dies direkt im Anschluss als Unwahrheit.

Der Film feierte seine Premiere am 29. August 2024 bei den 81. Filmfestspielen in Venedig.

Die Saat des heiligen Feigenbaums

Di 13.5. (19:00 Uhr) / Do 15.5. (17:00) / So 18.5. (13:00)

Die Saat des heiligen Feigenbaums

Iran/Deutschland/Frankreich 2024; Regie: Mohammad Rasoulof; Darsteller*innen: Mahsa Rostami, Niousha Akhshi, Soheila Golestani; FSK: ab 16; 167 Minuten

Iman ist gerade zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran befördert worden, als nach dem Tod einer jungen Frau eine riesige Protestbewegung das Land ergreift. Obwohl die Demonstrationen zunehmen und der Staat mit immer härteren Maßnahmen durchgreift, entscheidet sich Iman für die Seite des Regimes und bringt damit das Gleichgewicht seiner Familie ins Wanken. Während der strenggläubige Familienvater mit der psychischen Belastung durch seinen neuen Job zu kämpfen hat, sind seine Töchter Rezvan und Sana von den Ereignissen schockiert und elektrisiert. Seine Frau Najmeh wiederum versucht verzweifelt, alle zusammenzuhalten. Dann stellt Iman fest, dass seine Dienstwaffe verschwunden ist, und er verdächtigt seine Familie…

Mit „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ liefert Mohammad Rasoulof sein Meisterwerk ab: eine zornige und unverblümte Abrechnung mit dem Unrechtsregime im Iran, erzählt als brillanter, atemloser Politthriller und erfüllt mit authentischen Bildern der Proteste im Herbst 2022, die das Land in seinen Grundfesten erschütterten. Es ist ein unter schwierigen Umständen entstandener, geheim im Iran gedrehter Film, dessen Wirkkraft so groß ist, dass sich Rasoulof noch kurz vor der Weltpremiere im Wettbewerb von Cannes gezwungen sah, sein Heimatland zu verlassen.

Bei den 77. Filmfestspielen von Cannes wurde der Film mit minutenlangen Standing Ovations bedacht, von der Presse international gefeiert und mit dem Spezialpreis der Jury sowie vier weiteren Preisen ausgezeichnet und ist Deutschlands Beitrag für den Academy Award 2025 in der Kategorie Bester internationaler Film.

Emilia Pérez

Di 6.5. (18 und 20 Uhr) / Do 8.5. (17:30) / So 11.5. (13:00)

Emilia Pérez

Frankreich/Mexiko 2024; Regie: Jacques Audiard; Darsteller*innen: Zoe Saldana, Carla Sofía Gascón, Selena Gomez; FSK: ab 12; 130 Minuten

Die Anwältin Rita ist ein kleines Licht in einer großen Firma: überqualifiziert, aber unterrepräsentiert. Ihrer Intelligenz verdanken Drogendealer, Mörder und Kartellbosse die Freiheit. Im Blitzlichtgewitter sonnt sich hinterher ihr stets korrumpierbarer Chef. Eines Tages bietet sich ihr ein Ausweg: Kartellboss Manitas del Monte will mit ihrer Hilfe aus der Mafia-Welt aussteigen. Rita soll den Schlussstrich unter sein zweifelhaftes Lebenswerk ziehen, ein neues Leben für seine Frau Jessi und die Kinder organisieren und einen Plan umsetzen, den er seit Jahren im Verborgenen vorbereitet hat: sich voll und ganz in die Frau zu verwandeln, die er tief im Inneren schon immer war: Emilia Pérez. Doch Manitas‘ Vergangenheit ist eine Geschichte, die nur ihren eigenen Regeln gehorcht, die wiederkehrt und sich mit aller Gewalt rächen wird.

Nichts weniger als eine einzigartige Kino-Offenbarung ist dieses epochale Meisterwerk mit grandioser Starbesetzung, das in Cannes mit gleich zwei Preisen ausgezeichnet wurde. Der mehrfach preisgekrönte Regisseur Jacques Audiard schreibt sich mit dieser formal revolutionären Geschichte über die absolute Freiheit der Selbsterfindung endgültig in die Geschichte ein. Eine grandiose Show voller Vitalität und Energie, die alle Sinne fesselt, in ihren Bann zieht und die Macht des Kinos so leidenschaftlich zelebriert wie noch nie. Zoë Saldaña gewann für ihre Rolle den Oscar als beste Nebendarstellerin.

Shambhala

Di 29.4. (18 und 20 Uhr) / Do 1.5. (17:30) / So 4.5. (13:00)

Shambhala

Nepal/F/Nor/HK/TR/TW/USA/QA 2024; Regie: Min Bahadur Bham; Darsteller*innen: Thinley Lhamo, Sonam Topden, Tenzin Dalha, Karma Wangyal Gurung, Karma Shakya; FSK ab 12; 150 Minuten

Die schwangere Pema lebt mit ihren drei Ehemännern in der höchstgelegenen Siedlung der Welt im nepalesischen Himalaya. Es ist einer der letzten Orte, an dem es noch die alte Tradition der Polyandrie gibt. Als ihr erster Ehemann Tashi auf der Handelsroute nach Lhasa verschwindet und das Gerücht umgeht, Pemas Kind wäre von einem fremden Mann, scheint das junge Glück in Gefahr. Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Mönch Karma, begibt sich Pema in die unbarmherzige Wildnis auf die Suche nach ihrem geliebten Tashi. Ihre Reise führt zu einer spirituellen Selbstfindung und Befreiung, an deren Ziel Pemas wahre Bestimmung wartet: Shambhala. Wird sie das alte Königreich finden, in dem laut der Legende Mensch und Natur im Einklang mit dem Geist sind?

Es ist der erste nepalesische Film, der im Wettbewerb der Berlinale lief: Regisseur Min Bahadur Bham vermischt in Shambhala meisterhaft Tradition und Moderne und bringt eine unbekannte Kultur sowie die beeindruckende Himalaya-Landschaft auf die Leinwand. Zugleich zeigt er mit Pema eine unverwechselbare, starke und moderne weibliche Hauptfigur.

Konklave

Di 22.4. (18 und 20 Uhr) / Do 24.4. (17:30) / So 27.4. (13:00)

Konklave

GB/USA 2024; Regie: Edward Berger; Darsteller*innen: Ralph Fiennes, Jack Koman, Lucian Msamati, Stanley Tucci, Thomas Loibl, Isabella Rossellini; FSK: ab 6; 120 Minuten

Der Papst ist tot und Kardinäle aus allen Ecken der Welt eilen nach Rom, um dort zum Konklave zusammenzukommen und so eine neue Spitze für die katholische Kirche zu bestimmen. Kardinal Lawrence hat alle Hände voll damit zu tun, das Prozedere zu leiten. Denn es geht hier nicht nur um einen seit Jahrhunderten geltenden Ablauf, sondern auch um knallharte Politik. Die Kardinäle schachern um Macht und Geld, während tausende Anhänger*innen auf dem Petersplatz auf weißen Rauch warten. Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle prallen derweil Welten aufeinander – etwa der als liberal geltende Kardinal Bellini aus dem Lager des verstorbenen Papstes und der erzkonservative Kardinal Tedesco. Auch Adeyemi aus Nigeria, Trembley aus Quebec und Benitez aus Kabul buhlen um die Spitzenposition mit. Indes versetzen Terroristen mit Autobomben die Welt außerhalb der Kapelle in Angst und Schrecken…

Edward Berger inszeniert Konklave als spannenden Paranoia-Thriller. Hinter jeder Tür, hinter jedem Gang lauert die nächste Verschwörung. Kardinal Thomas Lawrence wurde vom verstorbenen Papst ausgewählt, das Konklave zu leiten, muss die Anfeindungen, Intrigen und Verwicklungen hinter geschlossenen Türen auffangen und abfedern und wird selbst zur Zielscheibe für Spekulationen.

Eine Million Minuten

Di 15.4. (18 und 20 Uhr) / Do 17.4. (17:30) / So 20.4. (13:00)

Eine Million Minuten

Deutschland 2024; Regie: Christopher Doll; Darsteller*innen: Karoline Herfurth, Tom Schilling, Joachim Król, Ulrike Kriener; FSK: ab 0; Prädikat: wertvoll; 125 Minuten

Von außen betrachtet führen Vera und Wolf mit ihren beiden Kindern Nina und dem einjährigen Bruder Simon ein Traumleben: eine schöne Wohnung in Berlin, er macht als Biodiversitätsforscher und Gutachter für die Vereinten Nationen Karriere, sie hat einen Job als Bauingenieurin mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Doch bei genauerem Hinsehen sieht es ganz anders aus: Die Ehe kriselt, und beide haben beim Jonglieren des Alltags das Gefühl, dem Leben vorn und hinten nicht mehr gerecht zu werden. Als bei Nina eine Entwicklungsverzögerung diagnostiziert wird, ist Wolf und Vera klar, dass sich spätestens nun etwas grundlegend ändern muss. Der Wunsch seiner Tochter Nina nach „einer Million Minuten nur für die ganz schönen Sachen“ trifft Wolf mitten ins Herz, und auf einmal wird ihm klar, dass es viel wichtiger ist, wie es Nina, Vera und Simon geht, und jede gemeinsame Minute wertvoller ist als eine glänzende Karriere. Eine Million Minuten, 694 Tage, knapp zwei Jahre. Los geht’s! Erst nach Thailand, dann weiter nach Island. Die Familie macht sich auf die Suche nach einem neuen, einem anderen Lebensmodell und stellen dabei jeden Tag aufs Neue fest: Wir haben jede Minute nur einmal.

Christopher Dolls Regiedebüt basiert auf dem erfolgreichen gleichnamigen Sachbuch-Bestseller von Wolf Küper, der mit seiner Familie tatsächlich den Schritt gewagt hat, die sichere Existenz in Berlin hinter sich zu lassen und mit seiner Familie auf Reisen zu gehen.

Toni und Helene

Di 8.4. (18 und 20 Uhr) / Do 10.4. (17:30) / So 13.4. (13:00)

Toni und Helene (80 PLUS)

Deutschland/Österreich 2024; Regie: Sabine Hiebler; Darsteller*innen: Christine Ostermayer, Margarethe Tiesel, Manuel Ruby, Thomas Mraz, Juliy Koschitz; FSK: o. A.; 95 Minuten

Helene, eine einst gefeierte Theaterdiva, lebt zurückgezogen in einer Seniorenresidenz. Mit weit über 80 und der Diagnose einer unheilbaren Krankheit hat sie sich bereits einen Termin in einer Sterbeklinik organisiert. Nur mit der Anreise gibt es Probleme, denn Madame kann ihren Jaguar nicht mehr selbst fahren. Der Neffe verweigert jede Hilfe als Chauffeur für die letzte Reise, als konservativer Politiker muss er schließlich auf seine Karriere achten. Dafür bringt das Schicksal unerwartet Toni ins Spiel. Die patente Lebenskünstlerin muss sich nach einem Sturz vorübergehend in eben dieser Residenz erholen. Die anfängliche Abneigung der beiden unfreiwilligen Zimmernachbarinnen weicht langsam einer ziemlich besten Freundschaft und so sitzt das ungleiche Damen-Duo bald im stattlichen Oldtimer und fährt gen Schweiz… Sterben ist nichts für Feiglinge – das Leben aber auch nicht. Eine warmherzige Komödie über Freundschaft und den Mut, immer wieder neu anzufangen.

Andrea lässt sich scheiden

Di 1.4. (18 und 20 Uhr) / Do 3.4. (17:30) / So 6.4. (13:00)

Andrea lässt sich scheiden

Österreich 2024; Regie: Josef Hader; Darsteller*innen: Birgit Minichmayer, Josef Hader, Thomas Schubert, Robert Stadlober, Thomas Stipsits; FSK ab 6; 90 Minuten

Andrea, eine Polizistin auf dem Land, möchte ihre unglückliche Ehe beenden und in der Stadt eine neue Stelle als Kriminalinspektorin antreten. Doch nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr plötzlich der Noch-Ehemann betrunken vors Auto. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Zu ihrer eigenen Überraschung bekennt sich Franz, Religionslehrer und trockener Alkoholiker, zu der Tat. Er hält sich für den Schuldigen und wird auch von allen anderen im Dorf dafür gehalten. Während Franz wieder zu trinken beginnt und zielsicher seinem Untergang entgegentaumelt, bemüht sich Andrea, ihre Spuren um jeden Preis zu verwischen.

In der österreichischen Provinz liegen Komik und Tragik nur einen Steinschlag voneinander entfernt. Mit einer Melange aus Humor und Melancholie blickt Josef Hader in seinem zweiten Spielfilm auf traurige, trunkene Männer und eine Frau, die einen Plan hat. Der Film hatte seine Premiere auf den Berlinale 2024.

Tatami

Di 25.3. (18 und 20 Uhr) / Do 27.3. (17:30) / So 30.3. (13:00)

Tatami

USA/GB/Georgien 2023; Regie: Zar Amir Ebrahimi, Guy Nattiv; Darsteller*innen: Arienne Mandi, Zar Amir Ebrahimi, Jaime Ray Newman, Nadine Marshall, Lir Katz; FSK: ab 12; 105 Minuten

Profi-Judoka Leila Hosseini führt das weibliche Team aus Teheran an, das zusammen mit Trainerin Maryam Ghanbari auf dem Weg zum Sportpalast, dem Austragungsort der WM, ist. Dort bereiten sich schon Judoka aus aller Welt auf die Wettkämpfe vor und Leila begegnet bald ihrer Kollegin Shani Lavi aus Israel.

Bald zeichnet sich ab, dass Leila womöglich bald gegen Shani wird antreten müssen. Das Regime in Teheran ist alarmiert und setzt die Trainerin vehement immer wieder telefonisch unter Druck, die Spitzensportlerin davon abzuhalten. Um eine mögliche Niederlage gegen den verhassten Nahost-Staat zu verhindern, soll Leila eine Verletzung vortäuschen und vor dem Wettkampf freiwillig ausscheiden. Als sich Leila schließlich dem Befehl der Islamisten verweigert, steht damit nicht nur ihre Existenz auf dem Spiel, sondern auch das Wohl ihrer Familie zu Hause.

Wie Olympiade und Fußballeuropameisterschaft erneut beweisen, ist der internationale Sport trotz vorgeblicher Neutralität immer eine Bühne für politische Konflikte. So ist der erste Spielfilm, bei dem ein Israeli und eine Iranerin gemeinsam Regie führen, zugleich ein packendes Sportdrama mit rasant inszenierten Judokämpfen und ein politischer Thriller um strukturelle Unterdrückung und individuelle Freiheit. Tatami ist inspiriert von realen Sportler*innen aus dem Iran, die sich in den vergangenen Jahren mehrfach über Verbote des Mullah-Regimes hinwegsetzten und damit viel riskierten und ins Exil gehen mussten.