Der vermessene Mensch

Der vermessene Mensch

Deutschland 2022; Regie: Lars Kraume; Darsteller*innen: Peter Simonischek, Leonard Scheicher, Girley Jazama; FSK: ab 12; 116 Min.

Lars Kraume widmet sich in seinem neuen Spielfilm einem bislang stark unterbelichteten Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte: dem Völkermord an den Herero und Nama. Im Rahmen der Deutschen Kolonialausstellung reisen Vertreter*innen der Herero und Nama aus der Kolonie Deutsch-Südwestafrika nach Berlin in der Hoffnung, mit dem Kaiser über ihre schwierige Lage sprechen zu können. Stattdessen werden sie einem sensationsgierigen Publikum wie Zootiere vorgeführt – und von Wissenschaftlern untersucht und vermessen wie wissenschaftliche Objekte. Der Doktorand Alexander Hoffmann steht der gängigen Theorie, dass schwarze Menschen intellektuell unterlegen sind, skeptisch gegenüber, zumal als er Kezia Kambazembi kennenlernt, die Dolmetscherin der Herero.
Als wenig später in der Kolonie ein Aufstand der Herero und Nama niedergeschlagen wird und im Auftrag des Kaisers ein gnadenloser Vernichtungskrieg beginnt, begleitet Hoffmann für das Völkerkundemuseum die deutsche Armee, um relevante Artefakte zu sammeln. Insgeheim sucht er aber auch nach Beweisen für seine These – und hofft auf ein Wiedersehen mit Kezia. Doch das brutale Vorgehen der Soldaten und die Allgegenwart rassistischer und menschenverachtender Strukturen und Ideologien gehen an ihm nicht spurlos vorbei. Auch mit seinem anfänglichen Empathievermögen und seiner Weitsicht kann er Gräueltaten nicht verhindern.