Eldorado

Mittwoch, 12. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

Schweiz/Deutschland 2018; Dokumentation; Regie: Markus Imhoof; Mitwirkende: Robert Hunger-Bühler, Caterina Genta; FSK: o. A.; 90 Minuten

„Das einzige, was uns am Ende bleibt, sind Erinnerungen, die auf Liebe basieren.“ Es ist eine solche Erinnerung, die den preisgekrönten Regisseur Markus Imhoof sein Leben lang begleitet hat: Es ist Winter, die Schweiz ist das neutrale Land inmitten des Zweiten Weltkriegs und Markus Imhoofs Mutter wählt am Güterbahnhof ein italienisches Flüchtlingskind aus, um es aufzupäppeln. Das Mädchen heißt Giovanna – und verändert den Blick, mit dem der kleine Markus die Welt sieht.

70 Jahre später kommen wieder Fremde nach Europa. Markus Imhoof hat Giovanna nie vergessen, hat ihre Spuren verfolgt und in ihrem Land gelebt. Nun geht er an Bord eines Schiffes der italienischen Marine, es ist die Operation Mare Nostrum, in deren Verlauf mehr als 100.000 Menschen aus dem Mittelmeer gezogen werden. Mit den Augen des Kindes, das er damals war, spürt er den Fragen nach, die ihn seit jeher umtreiben.

Markus Imhoof erzählt nach seinem herausragenden und mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Kinoerfolg MORE THAN HONEY erneut eine sehr persönliche Geschichte, um ein globales Phänomen erfahrbar zu machen. Seine Fragen nach Menschlichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung in der heutigen Welt führen ihn zurück zu den Erlebnissen seiner Kindheit und seiner ersten Liebe.

CINEMA PARADISO zeigt den Film in Kooperation mit dem Diakonischen Werk im Rhein-Neckar-Kreis. Im Beratungsalltag kommen die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks immer wieder mit Geflüchteten und Menschen, die sie auf deren Weg begleiten, in Kontakt. Nach den Vorstellungen besteht die Möglichkeit, über das Thema Flucht – insbesondere als Herausforderung für Familien – ins Gespräch kommen.

The Rider

Mittwoch, 5. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

USA 2017; Regie: Chloe Zhao; Darsteller*innen: Brady Jandreau, Tim Jandreau, Lilly Jandreau, Cat Clifford, Lane Scott; FSK: ab 12; 104 Minuten

Brady Blackburn ist ein überaus talentierter Cowboy und Rodeo-Reiter, doch nach einem schweren Unfall, bei dem er sich am Kopf verletzt, muss er sich damit arrangieren, dass er wohl nie wieder reiten können wird. Als direkter Nachkomme der Lakota-Sioux hat er eine ganz besondere Verbindung zu Pferden und definiert sich selbst fast ausschließlich über seine Arbeit mit den Reittieren.

Der authentische Stil der in China, Großbritannien und den USA aufgewachsenen Chloé Zhao ist bereits nach nur zwei Langfilmen über die Sioux-Indianer absolut unverkennbar. Auch in diesem ebenso einfühlsamen wie bildgewaltigen Neo-Western THE RIDER hat die Regisseurin wieder Laiendarsteller gesucht, die vor der Kamera mehr oder weniger ihre eigene Geschichte nachspielen. Gestoßen ist sie dabei noch während der Dreharbeiten zu SONGS MY BROTHERS TAUGHT ME auf den jungen Pferdeflüsterer und ehemaligen Rodeo-Champion Brady Jandreau – der ist nicht nur ein indianischer Cowboy, was natürlich zunächst einmal wie ein ziemlicher Widerspruch anmutet, und außerdem sollte er seit einem schweren Sturz eigentlich gar nicht mehr selbst aufs Pferd steigen – vom Rodeoreiten einmal ganz zu schweigen.

Chloé Zhaos THE RIDER handelt davon, wie man sich in einer von klassischen männlichen Werten dominierten Gesellschaft behaupten kann, selbst wenn man selbst aufgrund der äußeren Umstände nicht länger an den traditionellen Männlichkeitsritualen – wie dem Reiten – teilnehmen kann. Der Film wurde bei den 70. Filmfestspielen in Cannes gezeigt.

Familiye

Mittwoch, 28. November, 18.00 und 20.30 Uhr

Deutschland 2017; Regie: Kubilay Sarikaya, Sedat Kirtan; Darsteller*innen: Kubilay Sarikaya, Sedat Kirtan, Violetta Schurawlow, Muhammed Kirtan; FSK: ab 16; 93 Minuten

„Wenn es regnet, wirst du nass!“ – solche Banalitäten wer- den in eitleren Ganovenkreisen gerne salbungsvoll als besonders bedeutsame Philosophie gepredigt. Zum chronisch coolen Getue gehört gleichfalls die „Digger“, „Bruder“ und „Alda“-Endlosschleife, vor allem aber jenes ewige „Respekt“-Gedöns, mit dem sich absolut alle, auch noch so asozialen Aktivitäten rechtfertigen lassen. Im kleinen Gangster-Kosmos im Berliner Kiez von Spandau haben sich die drei Brüder Danyal, Miko und Muhammed mehr schlecht als recht eingerichtet. Danyal, der älteste, kommt gerade aus dem Gefängnis frei. Für viel Kohle hat er fünf Jahre lang den Knast für einen anderen abgesessen. Schockiert stellt er bei seiner Rückkehr fest, dass der spielsüchtige Miko nicht nur das ganze Geld verzockt, sondern massive Schulden angehäuft hat. Immerhin hat sich der ewige Versager liebevoll um den mit Downsyndrom geborenen Muhammed gekümmert. Allerdings hat Miko den Sachbearbeiter vom Sozialamt ziemlich vernachlässigt, weswegen Muhammed nun in ein Heim eingewiesen werden soll – was die Brüder verzweifelt verhindern wollen.

Das Regie- und Darsteller-Duo Kubilay Sarikaya und Sedat Kirtan kennt sich spürbar aus im Milieu, von dem sie erzählen. Wie ihre Figuren leben die beiden Deutschkurden im Kiez von Berlin Spandau, den sie wie ihre Westentasche kennen – nicht umsonst heißt es im Vorspann „Nach wahren Begebenheiten“. Mehr Street-Cred wird man im deutschen Kino kaum finden. Entstanden ist ein atmosphärisch dichter, spürbar authentischer Realismus. Jung-Produzent Bleibtreu stellt seinen Jung-Filmern dieses Arbeitszeugnis aus: „Der Film ist nicht perfekt. Aber er ist echt. Er erzählt von der Ausweglosigkeit, in die man in Deutschland hineingeboren werden kann.“

Swimming with Men

Mittwoch, 21. November, 18.00 und 20.30 Uhr

Großbritannien 2018; Regie: Oliver Parker; Darsteller*innen: Rob Brydon, Rupert Graves, Adeel Akhtar, Charlotte Riley; FSK: 0; 96 Minuten

Eric steckt mitten in der Midlife-Crisis: Seine Frau steigt in der Lokalpolitik auf, der Teenager-Sohn entfremdet sich täglich mehr von ihm, und sein Job als Buchhalter langweilt ihn unsäglich. Als er abends seine gewohnten Bahnen im Schwimmbad zieht, bemerkt er plötzlich etwas Merkwürdiges: Eine bunt gemischte Gruppe von Männern gleitet rhythmisch neben ihm durchs Becken. Den Synchronschwimmern fehlt jedoch noch ein Mann, um tatsächlich kunstvollere Schwebefiguren ins Wasser zu zaubern. Unversehens wird Eric in der herzlichen Amateurtruppe aufgenommen. Und während das Ballett in Badehosen tatsächlich immer besser wird, findet auch Eric neuen Mut, sein Leben nochmal auf den Kopf zu stellen und seiner Frau zu beweisen, dass weitaus mehr in ihm steckt, als sie für möglich hielt.

Im Zentrum des Films stehen Männer im sogenannten besten Alter, in der Mitte ihres Lebens: Männer und ihre Körper, Männer und ihre Freunde, ihre Verletzlichkeiten, Träume und Enttäuschungen. Sie sind nicht mehr länger die Krone der Schöpfung, stecken nicht mehr voller Möglichkeiten oder Testosteron. Diese angeschlagenen Helden finden ihren Frieden und ihre Erfüllung im Schwimmbecken. Gemeinsam sind sie in der Lage, außergewöhnliche, wenngleich auch etwas lachhafte Dinge zu vollbringen.