Im Taxi mit Madeleine

Di 5.9. (18 und 20 Uhr) / Do 7.9. (17:30) / So 10.9. (13:00)

Im Taxi mit Madeleine (Une belle course)

Frankreich 2022; Regie: Christian Carion; Darsteller*innen: Line Renaud, Dany Boon, Alice Isaaz; 91 Minuten

Es ist ein Tag wie jeder andere für Charles, der als Taxifahrer in Paris unterwegs ist. Bis er die 92-jährige Madeleine abholt, die er in ein Seniorenheim bringen soll. Aber die Fahrt dauert länger, als gedacht, weil Madeleine einige Orte ihrer Vergangenheit wiedersehen will. Charles, anfangs verärgert und mürrisch, fährt los. Mit jedem Stopp entfaltet sich die erstaunliche Vergangenheit von Madeleine und es gibt Rückblicke auf ihr Leben in den 1940er, 1950er und1970er Jahren.
Charles ist zunehmend von ihren Geschichten betroffen. Er erzählt ihr seinerseits von seinen Nöten und Madeleine mit ihrem Sinn für Humor und ihrer Lebensklugheit hat den einen oder anderen Rat für Charles. Was wie eine normale Taxifahrt beginnt, wird zu einem tiefgründigen Abenteuer, wie das Leben selbst und wird zu einer Fahrt in die Vergangenheit, die in der Gegenwart ankommt und zwei Menschen zusammenbringt.

Vamos a la playa

Di 29.8. (18 und 20 Uhr) / Do 31.8. (17:30) / So 3.9. (13:00)

Vamos a la playa

Deutschland 2022; Regie: Bettina Blümner; Darsteller*innen: Leonard Schleicher, Victoria Schulz, Maya Unger; FSK: ab 16; 94 Minuten

Nach ihrem Kultfilm Prinzessinnenbad erzählt Bettina Blümner im tragikomischen Roadmovie Vamos a la playa von drei deutschen Freundinnen in Kuba. Auf der Suche nach Spaß, Selbstbestimmung, Liebe und Lust müssen sie sich der unbequemen Frage stellen – wie mit den eigenen Privilegien umgehen? Die Studentinnen Benjamin, Katharina und Judith reisen nach Kuba, um Katharinas abgetauchten Bruder Wanja zu finden. Doch dieses Vorhaben wird schnell zur Nebensache – Katharina sucht nach sexuellen Abenteuern, für die sie auch bereit ist zu zahlen, Benjamin nach echter Liebe und Judith will eigentlich gar keine Beziehung. Als der kubanische Tanzlehrer Ignacio auftaucht und die Dreierkonstellation durcheinander wirbelt, verstricken sich alle immer tiefer in emotionalen Widersprüchen, sexuellen Begierden und aufrichtigen Gefühlen. Zunehmend kollidieren zudem die klischeehaften Projektionen der westlichen Tourist*innen mit der komplexen Realität wirtschaftlicher Ungleichheit auf der Insel.

Der vermessene Mensch

Der vermessene Mensch

Deutschland 2022; Regie: Lars Kraume; Darsteller*innen: Peter Simonischek, Leonard Scheicher, Girley Jazama; FSK: ab 12; 116 Min.

Lars Kraume widmet sich in seinem neuen Spielfilm einem bislang stark unterbelichteten Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte: dem Völkermord an den Herero und Nama. Im Rahmen der Deutschen Kolonialausstellung reisen Vertreter*innen der Herero und Nama aus der Kolonie Deutsch-Südwestafrika nach Berlin in der Hoffnung, mit dem Kaiser über ihre schwierige Lage sprechen zu können. Stattdessen werden sie einem sensationsgierigen Publikum wie Zootiere vorgeführt – und von Wissenschaftlern untersucht und vermessen wie wissenschaftliche Objekte. Der Doktorand Alexander Hoffmann steht der gängigen Theorie, dass schwarze Menschen intellektuell unterlegen sind, skeptisch gegenüber, zumal als er Kezia Kambazembi kennenlernt, die Dolmetscherin der Herero.
Als wenig später in der Kolonie ein Aufstand der Herero und Nama niedergeschlagen wird und im Auftrag des Kaisers ein gnadenloser Vernichtungskrieg beginnt, begleitet Hoffmann für das Völkerkundemuseum die deutsche Armee, um relevante Artefakte zu sammeln. Insgeheim sucht er aber auch nach Beweisen für seine These – und hofft auf ein Wiedersehen mit Kezia. Doch das brutale Vorgehen der Soldaten und die Allgegenwart rassistischer und menschenverachtender Strukturen und Ideologien gehen an ihm nicht spurlos vorbei. Auch mit seinem anfänglichen Empathievermögen und seiner Weitsicht kann er Gräueltaten nicht verhindern.

Tár

Di 15.8. (18 und 20 Uhr) / Do 17.8. (17:30) / So 20.8. (13:00)

Tár

USA 2022; Regie: Todd Field; Darsteller*innen: Cate Blanchett, Noémie Merlant, Nina Hoss, Sophie Kauer, Julian Glover, Allan Corduner, Mark Strong; FSK: ab 6; 158 Minuten

Lydia Tár ist ein Weltstar: Dirigentin der Boston Symphoniker war sie ebenso wie der New York Philharmoniker, hat einen Emmy, einen Grammy, einen Oscar und einen Tony gewonnen, war Leonard Bernstein Protegé und dirigiert nun seit Jahren die Berliner Philharmoniker.
Und wie ein Weltstar verhält sie sich auch: Charmant, aber auch mit unverhohlener Arroganz gegenüber ihrem Mäzen oder ihrer Assistentin.
In Berlin (wo große Teile des Films gedreht wurden) lebt Lydia zusammen mit Sharon, der ersten Violine bei den Philharmonikern und ihrer Tochter Petra. Ein perfektes Leben so scheint es, bald steht die Aufnahme von Mahlers 5. Symphonie an, ein langgehegter Traum von Lydia, doch dunkle Wolken ziehen auf.
In den sozialen Medien tauchen Vorwürfe auf, eine junge Musikerin, mit der sie eine Affäre hatte, hat sich das Leben genommen. Online, aber auch in ihrer Funktion als Dozentin wird Lydias Verhalten zunehmend kritisch betrachtet, vor allem von jüngeren Menschen, die mit anderen Wertmaßstäben aufgewachsen sind. Doch die Kritik lässt Lydia Tár kalt, im Gegenteil: Als die junge russische Cellistin Olga vorspielt und engagiert wird, scheint Lydia ein neues Objekt der Begierde gefunden zu haben – oder ein neues Opfer.
Todd Field hat das Drehbuch nur für Blanchett geschrieben – hätte sie nein gesagt, hätte er das Projekt gestoppt. Und für Cate Blanchett war die Rolle nach eigener Aussage die bisher größte Herausforderung ihrer Karriere.
Tár ist ein Film, der von der ersten bis zur letzten Minute durchkomponiert und choreografiert ist, mit kühlen Bildern und einem elliptischen Erzählrhythmus. Ein Meisterwerk, ein Film, so bildgewaltig und übergroß, wie es ihn nur alle paar Jahre geben kann.

Die Fabelmans

Di 8.8. (18 und 20 Uhr) / Do 10.8. (17:30) / So 13.8. (13:00)

Die Fabelmans

USA 2022; Regie: Steven Spielberg; Darsteller*innen: Gabriel LaBelle, Michelle Williams, Paul Dano, Seth Rogan, Judd Hirsch; FSK: ab 12; Prädikat: besonders wertvoll; 151 Minuten

Mit Die Fabelmans erzählt Meisterregisseur Steven Spielberg anhand der fiktiven Fabelmans seine Familiengeschichte.
Sammy wächst in einem Mittelklassehaushalt auf, in dem Wärme und Optimismus herrschen. Vater Burt ist ein erfolgreicher Ingenieur, Mutter Mitzi gab ihre Karriere als Pianistin auf, als das erste Kind kam. Eine vergnügte Exzentrik hat sie sich bewahrt. Der Vater Techniker, die Mutter Künstlerin: Das wird ein zweifaches Erbe für den späteren Filmemacher sein.
Als Kind wird Sammy von seinen Eltern das erste Mal ins Kino mitgenommen. Fasziniert von dem, was auf der Leinwand passiert, hat Sammy von nun an nur noch einen Wunsch: Er will selbst Filme drehen, will die Menschen verzaubern, erstaunen, begeistern. Er sammelt Erfahrungen hinter der Kamera und am Schneidetisch und dreht mit seinen Pfadfinderfreunden Western und Kriegsfilme. Auch lernt er, dass er Verantwortung trägt für die Gefühle, die ein Mensch in den Menschen freisetzt, die sich auf der Leinwand erkennen.
Die Fabelmans ist ein fantastisches Erzählkino, das auch das bisherige Werk Spielbergs noch einmal in neuem Licht erscheinen lässt.