Walter Kaufmann – Welch ein Leben!

Di 8.11. (18 und 20 Uhr) / Do 10.11. (17:30) / So 13.11. (13:00)

Walter Kaufmann – Welch ein Leben!

Deutschland 2021; Regie: Karin Kaper, Dirk Szuszies; Dokumentation; FSK ab 12; Prädikat wertvoll; 102 Minuten

Romanautor, Korrespondent und Aktivist: Der in Berlin geborene jüdische Schriftsteller Walter Kaufmann war ein Mann, der mit seinen Worten die Welt begreifen und beschreiben wollte – und dazu auch bereisen. Seine Biografie führte ihn auf alle Kontinente und in unzählige Länder. In Co-Regie portraitieren Karin Kaper und Dirk Szuszies das außergewöhnliche Leben dieses außergewöhnlichen Mannes, indem sie mit ihm gemeinsam eine Bilderreise in seine Erinnerung unternehmen. Dank einer immensen Rechercheleistung und den ehrlich offenen Worten von Walter Kaufmann selbst entsteht ein lebhaftes und intensives Mosaik des Lebens eines wahrhaftigen Weltenbürgers, der sich, egal wohin ihn sein Weg führte, auch immer aktiv für Gerechtigkeit in der Gesellschaft einsetzte. Walter Kaufmann verstarb im Alter von 97 Jahren im April 2021. Damit endete ein Leben, dem dieser Dokumentarfilm in seiner Fülle an sorgfältig aufbereiteten Informationen ein ehrenvolles Denkmal setzt.

Ganz nebenbei und trotzdem sehr eindrucksvoll werden dabei wichtige Ereignisse beleuchtet, die sich während der 90 Jahre dieses Lebens ereigneten und die Walter Kaufmann im Rahmen seiner Möglichkeiten zu beeinflussen versucht hat. Als Jude hat er großes Leid und Diskriminierung erfahren, nicht nur in Deutschland, als Mensch hat er mit den Unterdrückten und Verfolgten gelitten und sich für deren Rechte eingesetzt, als Sozialist hat er das Scheitern der vielen hoffnungsvollen Versuche erleben müssen, einen demokratischen Sozialismus in einem Staat zu realisieren. All das, man kann es kaum glauben, zeigt der Film auf.

Der perfekte Chef

Di 1.11. (18 und 20 Uhr) / Do 3.11. (17:30) / So 6.11. (13:00)

Der perfekte Chef (El buen patrón)

Spanien 2021; Regie: Fernando León de Aranoa; Darsteller*innen: Javier Barden, Almudena Amor, Naria de Nati, Sonia Almarcha; FSK: ab 12; 120 Minuten

Julio Blanco hat fast alles erreicht in seinem Leben. Als Chef eines Familienunternehmens für Industriewaagen hat er Reichtum und Anerkennung gewonnen. Doch ihm fehlt noch der Preis für exzellente Unternehmensführung der Regierung, um sich endgültig als perfekter Chef zu fühlen. Dafür ist er bereit, wirklich alles zu tun. Kein einziger Mitarbeiter darf da aus der Reihe tanzen.
Mit einer bitterbösen Arbeitsplatzkomödie setzen Spaniens Erfolgsregisseur und Autor Fernando León de Aranoa und Schauspielstar Javier Bardem ihre Zusammenarbeit fort. Spaniens Oscar-Hoffnung wurde gleich sechsfach bei der heimischen Filmpreisverleihung gewürdigt, u.a. in den wichtigsten Kategorien Film, Regie, Drehbuch und Schauspiel. Oscar-Gewinner Bardem legt eine weitere außerordentliche Performance vor – als fast perfekter Chef.

Der perfekte Chef bietet ein rundum gelungenes, gut getaktetes Unterhaltungskino mit sozialkritischem Anstrich, ohne dabei allerdings brutal bissig oder schmerzvoll sozialrealistisch zu werden. Der Film macht einfach Spaß. Dabei skizziert die immer schwärzer werdende Satire die Unmöglichkeit, alles richtig zu machen und im selben Moment um jeden Preis erfolgreich sein zu wollen. Dem zeitlosen Sprichwort wo gehobelt wird, da fallen auch Späne hat Regisseur Fernando León De Aranoa mit seinem großartig aufspielenden Hauptdarsteller Javier Bardem als gerissenem Firmenchef ein unterhaltsames filmisches Denkmal gesetzt.

Nico

Di 25.10. (18 und 20 Uhr) / Do 27.10. (17:30) / So 30.10. (13:00)

Nico

Deutschland 2021; Regie: Eline Gehring; Drehbuch: Francy Fabritz, Sara Fazilat; Darsteller*innen: Sara Fazilat, Javeh Asefdah, Sara Klimoska; FSK: ab 12; 79 Minuten

Nico genießt mit ihrer besten Freundin Rosa den Sommer in Berlin und liebt ihren Job als Altenpflegerin. Besonders wegen ihrer fröhlichen und unbekümmerten Art ist sie allseits beliebt. Doch das Glück des Sommers währt nur so lange, bis sie Opfer eines rassistischen Angriffs wird. Bisher dachte Nico, dass sie genauso selbstverständlich zur Gesellschaft gehört wie alle anderen auch, doch das ist nicht so. Der Angriff hat Folgen. Zurück bleibt eine in sich gekehrte und wütende Frau, die nie wieder Opfer sein will. Sie leidet unter Flashbacks und als Folge dessen zieht sie sich immer mehr zurück. Ihre Freundin Rosa kann nicht mehr zu ihr vordringen und auch ihre Patienten bemerken, dass die junge Frau völlig verändert ist. Als sie am Boden ist, entschließt sich Nico am Trainingsprogramm des Karate-Weltmeisters Andy teilzunehmen, was ihrem Leben eine neue Wendung gibt.

Hauptdarstellerin und Produzentin Sara Fazilat wurde mit dem Max Ophüls Preis für die Beste Schauspielerin ausgezeichnet.

Glück auf einer Skala von 1 bis 10 (Presque)

Di 18.10. (18 und 20 Uhr) / Do 20.10. (17:30) / So 23.10. (13:00)

Frankreich 2021; Regie: Alexandre Jollien und Bernard Campan; Darsteller*innen: Bernard Campan, Alexandre Jollien, Tiphaine Daviot, Julie-Anne Roth, La Castou, Marilyne Canto, Anne-Valérie Payet; FSK: ab 6; 92 Minuten

Louis ist 58 Jahre alt, Junggeselle und zudem ein ziemlich gestresster Bestattungsunternehmer. Eines Tages überfährt er auf der Straße den Fahrradkurier Igor, doch der nimmt ihm den Unfall nicht übel. Igor hat eine zerebrale Lähmung und liefert mit seinem Fahrrad Ökogemüse aus. Nach dem Unfall sucht er die Nähe zu Louis, der davon zuerst gar nicht begeistert ist. Als sich Igor dann in seinem Leichenwagen versteckt, begeben sie sich zusammen auf eine Reise nach Südfrankreich.

Die beiden Hauptdarsteller sind auch im echten Leben Freunde. Sie haben gemeinsam das Drehbuch zum Film verfasst und Regie geführt. Außerdem orientiert sich die Figur des Igor an der Lebensgeschichte des Regisseurs und Philosophen Alexandre Jollien aus der Westschweiz, der seine Kindheit und Jugend in Pflegeeinrichtungen verbrachte. Trotz aller Tragik: eine echte französische Feelgood-Komödie, die ihre Stärke durch die eindrückliche und authentische Filmfigur des Igor gewinnt.

Zwischen uns

Di 11.10. (18 und 20 Uhr) / Do 13.10. (17:30) / So 16.10. (13:00)

Deutschland 2021; Regie: Max Frey; Darsteller*innen: Liv Lisa Fries, Jona Eisenblätter, Thure Lindhardt, Lena Urzendowsky, Corinna Harfouch; FSK: ab 12; 86 Minuten

Eva und ihr 13-jähriger autistischer Sohn Felix sind unzertrennlich. Während der scheue Felix unter Angst- und Wutattacken leidet und immer wieder aus der Schule wegläuft, kämpft Eva mit aller Kraft für ein stabiles und harmonisches Zusammenleben. Vertrauen und Verzweiflung, Hoffnung und Ohnmacht liegen in ihrer Beziehung nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Eine Geschichte über Liebe und Loslassen … über einen Neuanfang.

CINEMA PARADISO zeigt den Film in Zusammenarbeit mit dem Bürgerkreis für psychosoziale Arbeit e. V. in Sinsheim.

Luzzu

Di 4.10. (18 und 20 Uhr) / Do 6.10. (17:30) / So 9.10. (13:00)

Malta 2021; Regie: Alex Camilleri; Darsteller*innen: Jesmark Scicluna, Michela Farrugia, David Scicluna, Frida Cauchi; 94 Minuten

Die Sprache und die Farben Maltas ziehen einen sofort in ihren Bann: Jesmark ist ein junger Fischer auf der Insel Malta, den die Umstände im Meer zwingen, die Tradition seiner Familie hinter sich zu lassen und alles zu riskieren. Um seine Freundin und sein neugeborenes Baby zu versorgen, begibt er sich in die Welt der Schwarzmarktfischerei. Selten erlebt man die Situation eines traditionsreichen Berufs im Mittelmeer so hautnah und in allen Facetten. Alex Camilleris Spielfilmdebüt ist ein berührendes und mitreißendes Drama, das vor malerischer Kulisse einen seltenen Blick auf Malta wirft.

Als Luzzu bezeichnet man auf Malta ein kleines Fischerboot, das durch seine bunten Farben stärker auffällt als durch seine Größe. Seit Generationen sind mit solchen Luzzus die Fischer unterwegs auf dem Meer, um ihre Netze auszuwerfen und einen guten Fang auf den Markt zu bringen. Jesmark Scicluna, der auch im wirklichen Leben so heißt und Fischer ist, ist einer von ihnen; viele sind es nicht mehr, denn das Meer ist leergefischt, die Bedingungen sind durch europäische Gesetze schwierig geworden. Was politisch dem Schutz vor der Überfischung dienen sollte, schmälert im Alltag die Möglichkeiten des Fangs für Fischer wie Jesmark. Parallel dazu hat sich eine Schattenwirtschaft etabliert, die mit ihren mafiösen Strukturen dem Berufsstand den Rest gibt.

Luzzu ist mit einer Authentizität und Glaubwürdigkeit erzählt, die ihresgleichen suchen. Dazu kommt das fantastische Spiel des Laiendarstellers: ausgezeichnet am Sundance Film Festival.

Rosas Hochzeit (La Boda de Rosa)

Di 27.9. (18 und 20 Uhr) / Do 29.9. (17:30) / So 2.10. (13:00)

Spanien 2020; Regie: Icíar Bollaín; Darsteller*innen: Candela Peña, Sergi López, Nathalie Poza; FSK: ab 0; 98 Minuten

Mit Rosas Hochzeit kommt Icíar Bollaíns Überraschungs-Hit aus Spanien in die deutschen Kinos: Eine dramatische Komödie, die Geschichte einer Befreiung, mit einem herausragenden Ensemble, allen voran der umwerfenden Candela Peña – ein Film in der besten Tradition des spanischen Kinos, unterhaltsam, mediterran, fröhlich.

Kurz vor ihrem 45. Geburtstag beschließt Rosa, dass es Zeit für einen radikalen Wandel in ihrem Leben ist. Immer hat sie für die anderen gelebt, in ihrem Job als Kostümbildnerin bis zum Umfallen gearbeitet, den Vater zum Arzt begleitet, sich um die Kinder ihres Bruders gekümmert. Knall auf Fall verlässt sie Valencia, um sich im alten Schneiderladen ihrer Mutter im kleinen Küstenort Benicassim den Traum vom eigenen Geschäft zu erfüllen. Aber es ist nicht so leicht, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Der Job, ihr Vater, die Geschwister, ihr Freund und ihre Tochter, alle mit ihren eigenen Plänen und Problemen: Das Handy hört gar nicht mehr auf zu klingeln. Rosa beschließt, ein Zeichen zu setzen: Sie will heiraten. Und diese Hochzeit wird eine ganz besondere sein.

Rosas Hochzeit ist Gefühl und Wirklichkeit, eine Geschichte über das Menschsein, das Mitgefühl und die Liebe. Es tut unendlich gut, mit der positiven Energie aus dem Kino zu kommen, die uns der Film vermittelt. Zu Rosas Hochzeit muss man einfach sagen: Ja, ich will!

Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Di 20.9. (18 und 20 Uhr) / Do 22.9. (17:30) / So 25.9. (13:00)

Deutschland/Frankreich 2022; Regie: Andreas Dresen; Darsteller*innen: Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Nazmi Kirik, Sevda Polat ; FSK: ab 6; 119 Minuten

Die Türkin Rabiye Kurnaz führt in ihrem Bremer Reihenhaus das einfache Leben einer bescheidenen Hausfrau. Ihr Leben ändert sich jedoch schlagartig, als ihr Sohn Murat kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 des Terrorismus bezichtigt und ins Gefangenenlager Guantanamo verfrachtet wird. Für die Deutsch-Türkin gibt es nur einen Weg: Sie muss bis in Herz der Weltpolitik vordringen und findet sich schon bald in Washington vor dem Supreme Court wieder. An ihrer Seite steht der Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke, mit dem sich die Frau ganz wunderbar in die Haare bekommen kann. Mit der Zeit wächst das ungleiche Duo aber immer weiter zusammen, und es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft….

Es ist eine dieser Geschichten, die jeden Menschen, der auch nur über ein minimales Gerechtigkeitsempfinden verfügt, einfach wütend machen muss: Das amerikanische Gefangenenlager in Guantanamo, wo zwar auch tatsächliche Terroristen, aber vor allem auch viele bloß Verdächtigte unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert und gefoltert wurden. Einer der ersten Häftlinge war der Bremer Murat Kurnaz, der Anfang Oktober 2001 in Pakistan verhaftet wurde. Wie seine Mutter und ein Anwalt ihn nach jahrelangem Kampf gegen die bürokratischen und politischen Instanzen endlich frei bekamen, schildert Andreas Dresen in seinem betont nüchternen (Justiz-)Drama Rabiya Kurnaz gegen George W. Bush, der lange braucht, um mehr zu werden als eine bloße Nacherzählung haarsträubender Ereignisse, dann aber am Ende auf berührende Weise zeigt, dass es sich (manchmal) lohnt, den Glauben an Gerechtigkeit doch nicht aufzugeben. Der Film gewann zwei silberne Bären bei der Berlinale 2022.

Baden gegen Württemberg

Di 13.9. (18 und 20 Uhr) / Do 15.9. (17:30) / So 18.9. (13:00)

Deutschland 2021; Regie: Andreas Köller; Darsteller*innen: Christian Pätzold, Stefan Preiss, Laura Schwickerath; FSK: ab 12; 134 Minuten

1952 wird das Bundesland Baden-Württemberg gegen den Widerstand von Baden gegründet. Inmitten eines politischen Chaos, im täglichen Überlebenskampf der Menschen in der Nachkriegszeit und im wirtschaftlichen Stillstand werden Weichen für die Zukunft gestellt, die sich tatsächlich als goldrichtig erweisen.

Reinhold Maier, Ministerpräsident von Württemberg-Baden, und Gebhard Müller, Ministerpräsident von Württemberg-Hohenzollern, wollen einen vereinigten Südweststaat. Das Ziel: stärker sein – wirtschaftlich und politisch! Baden, das dritte Land, will das nicht. Der badische Staatspräsident Leo Wohleb fürchtet um den Verlust Badens Kultur und Identität. Er kämpft gegen die „schwäbischen Invasoren“, die sein Land annektieren und damit zerstören wollen, blockiert Verhandlungen und intrigiert hinter dem Rücken seiner Gegner. Und er hat Erfolg damit – zuerst. Nach und nach verliert er jedoch Verbündete und muss Niederlagen einstecken. Bis sich am Ende durch eine Volksabstimmung das Blatt gegen ihn wendet. Während die Politiker ihre Machtkämpfe austragen, sind es die Frauen, die das private und soziale Leben am Laufen halten und das Land wiederaufbauen. Der Stuttgarter Frauenfunk unterstützt mit emanzipierten Ratschlägen: Die Redakteurinnen Margot und Valentine geben wertvolle Tipps für den Alltag und ermutigen Frauen ihr Stimmrecht bei der Wahl zu nutzen.

Tief berührend, pointiert und geistreich amüsant wird die Geschichte des dramatischen Niedergangs eines Staatspräsidenten erzählt. Anhand von Archivmaterial und mit wissenschaftlich fundiertem Blick durch Historiker taucht der Zuschauer in die Welt vor 70 Jahren ein. Wer sich Baden gegen Württemberg anschaut, wird erstaunt feststellen, wie anders und trotzdem gleich unsere Heimat damals gewesen ist.

Generation Beziehungsunfähig

Di 6.9. (18 und 20 Uhr) / Do 8.9. (17:30) / So 11.9. (13:00)

GB/D 2021; Regie: Helena Hufnagel; Darsteller*innen: Frederick Lau, Hilly Martinek; FSK: ab 12; 101 Minuten

Tim hat wie die meisten Singles seiner Generation ein „Problem“: Er ist angeblich beziehungsunfähig. Doch diesen Status benutzt er nur zur Rechtfertigung seines Lebensstils.

Nach Dates meldet er sich nicht mehr und swipt lieber zur nächsten Frau, die hoffentlich auch so wie auf ihrem Profilfoto aussieht. Doch als er sich in sein weibliches Spiegelbild Ghost verliebt, befindet er sich auf einmal auf der anderen Seite der Dating-Hölle. Und während Tim noch glaubt, er stelle sich mit seinen Annäherungsversuchen extrem smart an, ist er schon längst von ihr geghostet worden. Denn Ghost hat leider so gar keine Lust auf einen romantischen Tim.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Michael Nast, der erstmals 2016 veröffentlicht wurde.